#Adventsgast Tag 5 oder von Teufeln und der Hex

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Wenn es keine Hexen gäbe,
Wer Teufel möchte Teufel sein!

Johann Wolfgang von Goethe 

Mein 5. Adventsgast ist Verena vom Blog Mama rocks.

Sie sagt von sich selbst sie sei eine „Gegen den Strom schwimmende hipster Mom von drei Glückskeksen, stolze Zwillingsmami, Wahltirolerin, Landei mit voller Absicht und dennoch: Subkultur, Party und „Urlaub im Büro“ müssen sein!“

Sie ist auch in Facebook und Twitter zu finden.

Ich freu mich über ihren Beitrag zu einem mir bis heute noch unbekannten Brauch in der Adventszeit.

Viel Spaß.

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Bildrechte: Verena von Mamirocks

 

Von Teufeln und der Hex, die auskehrt

Das urtümliche Brauchtum des „Beaschtl laffa“, der rumpelnden, hupfenden, laufenden Perchten und Teufeln im Tiroler Unterinntal hat nichts mit Tourismus zu tun. Kein Marketinggag, sondern pralle martialische Dämonenshow – fremd und magisch schön wirken diese Tage jedes Jahr von neuem auf mich ein.

Die Luft ist kalt und klar, die nahen Berge leuchten in ihrem weißen Gewand. Ich atme tief und spüre die seltsame Spannung, die schon nachmittags in der Luft liegt. Die Kinder sind komplett aus dem Häuschen, als sie die ersten Buben und Männer entdecken, die bereits in ihren seltsamen Kostümen – über und über mit trockenen Maisblättern benäht – stecken. Nur die Köpfe schauen noch heraus – die kunstvoll aus Holz geschnitzten Larven mit den Tierhörnern und dem Gams- oder Schaffellen setzen die Pearschtln (Perchten), die Mitglieder einer Pass, erst auf, wenn es los geht.

Gut, für die Kinder, denke ich mir, so wissen sie wenigstens, dass diese unfassbar fremden, abstoßenden Gestalten menschliche Wesen stecken. Ab und zu schüttelt einer seine Kuhglocken, ertönt eine blecherne, scheppernde Trommel.

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Bildrechte: Verena von Mamirocks

Es ist der 5. Dezember, im Alpenland der Tag der Krampusse, der Teufel und Ganckerl. Überall im Tiroler Unterinntal finden in dieser Zeit des Jahres Perchtenläufe statt. Oft schon wurde ich gefragt, wieso denn zu Nikolaus und nicht in der Zeit der Rauhnächte nach Weihnachten und noch später vom Epiphanietag am 6. Januar bis hin zu Lichtmess, dem ursprünglich letzten Tag der Weihachtszeit Anfang Februar. Wo andernorts, etwa im Allgäu oder im Salzburger Land die Perchten im neuen Jahr tanzen, rumpelt es bei uns Anfang Dezember. Und das gewaltig. Allerorten Perchten und Teufeltreffen – allein der für seine Traditionen berühmte Ort Breitenbach am Inn zählt über dreißig Passen. Dazu kommen noch sieben Jugend- und neun Kinder-Formationen. Das Gebiet um Breitenbach, Angerberg und Mariastein gilt als Entstehungs- und Verbreitungsgebiet.

Was steckt hinter dem Höllenspektakel?

Trotz all der gruseligen Dämonen, Teufelshows mit buntem Rauch und wilden Späßen, die absolut aus den Gesetzen des Alltags ausbrechen, geht es im Ursprung darum, den bösen Mächten der Finsternis, der Dunkelheit und des Winters Einhalt zu gebieten, sie gnädig zu stimmen. Die Maisblätter z.B. symbolisieren die Bitten für Fruchtbarkeit und gute Ernten. Dem Volksglauben nach wächst der Mais umso besser, desto höher die Hupfer springen. Die Hex, die wie die Trommler, Bläser und Hupfer zu einer jeden Pass gehört, spielt die elementare Rolle des Auskehrens, hat also eine reinigende Funktion. Dies gilt auch für den ohrenbetäubenden Krach und Radau, der die alten und verbrauchten Energien vertreiben und die Häuser reinigen soll. Es gibt mancherorts sogar eine genau festgelegte Reihenfolge in welcher die Höfe besucht werden. Dort bekommen die Peaschtln Schnaps und einen traditionellen Tee mit Zimt und Orange gereicht. Auch wenn die Tradition sich mit der Zeit verändert und die Zahl der Gastgeber, welche die Züge auf ihrem Höfen willkommen heißen, weniger werden, so ist der wesentliche Kern der Rituale doch bis heute erhalten geblieben. Der Tradition zugrunde liegt wohl das Sagengut der „Wilden Jagd“.

Wer einmal das ursprüngliche Tirol erleben möchte, fernab der glitzernden Abfahrten und des millionenschweren Hypes um Skipisten und neuen Gondelanlagen, der schaut am besten schon mal in der Off-Season um den 5.Dezember vorbei. Keine Angst, Gruseln ist Pflicht!

Wenn ihr mehr über diese urtümliche Tradition, die mich absolut fasziniert und anzieht, erfahren wollt, schaut in den nächsten Tagen mal bei mamirocks.com rein. Am 5.12.2015 feiere ich hier das Höllenspektakel mit. Wenn meine alten, verbrauchten Energien beim Teufel sind, habe ich sicher viel Muße die Läufe der Passen zu fotografieren.

Vielen 💖lichen Dank an Verena für die tolle Vorstellung des Höllenspektakels.

Du hast Lust auf weitere Adventsgäste bekommen?

Eine Zusammenfassung aller #Adventsgast-Beiträge findest du hier.

11 Kommentare

  1. Heute war es endlich soweit und ich war wieder live dabei im Höllenspektakel in Niederbreitenbach. Gruselig schön und sehr bewegend, die Kinder zu beobachten. Auch ich selbst steh dem ganzen jetzt ganz anders gegenüber, als bei meinem ersten Mal vor ein paar Jahren, wie ich gerade beim chreiben darüber bemerkt habe!

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