
Eine bitterböse Geschichte von einem der erfolgreichsten flämischen Autoren
Bisher hat Dimitri Verhulst – zum Brüllen komisch, zum Heulen schlimm – seine Kindheit geschildert, aber nie seine Erfahrungen in einem Kinderheim. Nun wagt er den Blick in den Abgrund: In dem Heim »Sonnenkind« landen Kinder aus den unterschiedlichsten Gründen, doch eines haben sie gemeinsam: Sie sind unerwünscht. Und was ihnen dort fehlt, das fehlt ihnen oft ihr Leben lang: Wärme, Familie, Liebe. Angenommensein. Deshalb stürzt sich die siebzehnjährige Gianna im Heim aus dem obersten Stock in die Tiefe, deshalb werden Stefaan und Sarah zu Mördern ihrer eigenen Kinder … Auch dieses Werk Verhulsts zeichnet sich durch barocke Sprachgewalt und pechschwarzen Humor aus, aber es spiegelt ebenso wider, wie ausgeliefert und hoffnungslos er selbst sich als Junge gefühlt hat.
Dimitri Verhulst wurde 1972 in Aalst, Belgien, geboren und gilt als einer der besten auf Niederländisch schreibenden Schriftsteller. Der Roman »Die Beschissenheit der Dinge«, in dem er seine eigene Geschichte erzählt, war ein Nr.-1-Bestseller, wurde für den AKO-Literaturpreis nominiert und mit dem Publikumspreis »Goldene Eule« ausgezeichnet. Die Verfilmung von Felix van Groeningen wurde in Cannes mit dem Prix Art et Essai prämiert. Dimitri Verhulsts Werke sind in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt und wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet
Meine Buchbewertung:
Der Schreibstil des Buches war sehr gewöhnungsbedürftig aber macht das Thema bewuster irgendwie. Es passt zusammen. Dadurch widmete ich mich mehr dem Thema, nämlich Kindern in Heimen.
Der Autor war selbst dieses Schicksals als Heimkind untergeben. Das lässt die Erzählung der beiden Geschichten noch wirklicher erscheinen.
Ein ehemaliges Heimkind befindet sich auf einer Trauerfeier einer engen damaligen Heimmitbewohnerin.
Immer wenn der Pfarrer langweiliges zu erzählen hat, schweifen seine Gedanken in die Vergangenheit und berichten von seinen Erlebnissen im Heim.
Zwischendurch musste ich beim Lesen tief durchatmen und konnte kurz vor dem Schlafen gehen nicht weiterlesen. Als Zweifachmama nahm mich das Schicksal sehr gefangen.
Die Nase … Der Vorteil von deinem Spitznamen war, dass du nie jemandem zu erklären brauchtest, wie du zu dem Namen gekommen warst.
Solche humorvollen Stellen lockern das ernste Thema etwas auf und ließen mich im Lesefluß.
Giana war die Verstorbene. Ihrem Zitat ist der Titel des Buches zu verdanken:
Gianna sagte: »Das Problem ist nicht, dass es zu viele Menschen auf der Welt gibt. Das Problem sind die vielen Unerwünschten!«
Es folgt ein Dialog zwischen Sarah und Stefaan, die beide Heimkinder waren und ihre zwei Kinder ermordeten.
Die Leichtigkeit und Naivität erschütterte mich beim Lesen der Taten. Die Beschilderung und die offenen und frechen Worte ließen mich noch Tage nach Ende des Lesens die beiden hassen.
Was die beiden Geschichten allerdings verbindet war mir nicht klar und erschließt sich mir nicht. Wer da mehr davon weiß kann dies gern in den Kommetaren ergänzen.
Fazit:
Für mich als wohlbehütet aufgewachsenes Mädchen und selbst Mutter traf die Geschichten sehr und ich werde das Buch im Hinterkopf behalten. Leider.
Wer noch Interesse an einer Buchkritik des SWR2 hat, kann sich gern den kurzen Film dazu ansehen.
Vielen Dank an das Bloggerportal und dem Luchterhand Verlag für das kostenfreie Rezensionsexemplar.